Selbstliebe

Wie du mit journaling-fragen emotionale belastungen in 10 minuten entwirrst

Wie du mit journaling-fragen emotionale belastungen in 10 minuten entwirrst

Es gibt Tage, an denen sich alles schwer anfühlt: ein Knoten im Magen, Gedanken, die im Kreis drehen, und das leise Gefühl, nicht zu wissen, wo anfangen. In solchen Momenten greife ich gerne zu einer einfachen Methode, die mich schnell wieder geerdet hat: Journaling-Fragen. In weniger als zehn Minuten kann ich damit oft Emotionen entwirren, Klarheit gewinnen und wieder atmen.

Warum Journaling-Fragen so wirkungsvoll sind

Journaling ist nicht nur Tagebuchschreiben. Für mich ist es ein Werkzeug, das Gefühle aus dem Kopf aufs Papier bringt. Wenn ich etwas schreibe, wird es sichtbar, weniger nebulös und damit leichter zu bearbeiten. Gezielt formulierte Fragen helfen mir außerdem, nicht planlos zu kreisen, sondern systematisch vorzugehen. In zehn Minuten packe ich oft mehr Erkenntnis in mein Leben als nach Stunden des Grübelns.

Wie ich mich vorbereite (2 Minuten)

Bevor ich loslege, schaffe ich mir eine kleine, vertraute Atmosphäre. Das dauert selten länger als zwei Minuten:

  • Ich nehme mir ein Notizbuch – am liebsten ein hübsches, nachhaltiges Modell wie von Leuchtturm1917 oder ein simples Recycling-Notizheft.
  • Ich stelle mir eine Tasse Tee hin (Kamille oder grüner Tee beruhigen mich).
  • Ich atme dreimal tief ein und aus, um kurz anzukommen.
  • Wichtig ist: Keine Perfektion. Die Seiten dürfen hässlich, unordentlich oder nur in Stichpunkten gefüllt sein. Es geht um Ehrlichkeit, nicht um Schreibkunst.

    Mein 10-Minuten-Journaling-Flow

    Ich teile meine zehn Minuten in drei Phasen: Wahrnehmen, Fragen beantworten, Sortieren. Jede Phase hat klare, kurze Fragen, die ich in meinem Notizbuch beantworte.

    Phase 1 – Wahrnehmen (2 Minuten)

    Diese Phase ist wie eine Bestandsaufnahme. Ich schreibe nur auf, was ich spüre.

  • Was fühle ich gerade genau? (z. B. wütend, traurig, leer, ängstlich)
  • Wo im Körper spüre ich das?
  • Seit wann fühle ich das? (Heute? Seit gestern? Seit einer Woche?)
  • Diese simplen Fragen bringen mich dazu, konkrete Wörter zu finden statt vage Emotionen zu murmeln.

    Phase 2 – Fragen, die Entwirren (5 Minuten)

    Jetzt gebe ich mir gezielte Fragen, die helfen, die Ursache zu finden und Perspektiven zu wechseln. Hier eine Liste meiner meistgenutzten Fragen — ich wähle drei bis fünf, je nach Zeit:

  • Was hat dieses Gefühl vermutlich ausgelöst?
  • Wen oder was beschuldige ich dafür – und stimmt das wirklich?
  • Was würde eine Person, die mich gut kennt, zu dieser Situation sagen?
  • Wovor habe ich gerade Angst, wenn ich dieses Gefühl genauer betrachte?
  • Was braucht dieser Teil von mir jetzt? (Ruhe, Raum, Gespräch, Bewegung, Schlaf)
  • Welche zwei realistischen Schritte könnte ich heute tun, um mich ein bisschen besser zu fühlen?
  • Was wäre, wenn ich diese Emotionen wie eine Beobachterin betrachten könnte – ohne zu urteilen?
  • Ich beantworte die Fragen frei und ohne Zensur. Oft überrascht mich, wie klar die Antworten sind, wenn ich mir nur die Erlaubnis gebe, ehrlich zu sein.

    Phase 3 – Sortieren & Handeln (3 Minuten)

    Zum Schluss formuliere ich kurz, was ich konkret tun möchte. Dabei hilft mir eine sehr pragmatische Frage:

  • Eine Sache, die ich in den nächsten 24 Stunden tun werde:
  • Eine Sache, die ich mir schenken möchte (z. B. Nachsicht, Pausen, ein warmes Bad):
  • Wenn ich diese Emotionen in einer Woche noch habe, was ist dann mein nächster Schritt?
  • Diese Zeit ist bewusst handlungsorientiert. Es geht nicht um große Pläne, sondern um kleine, machbare Schritte, die wieder Bewegung in festgefahrene Gefühle bringen.

    Praktische Tipps, damit es funktioniert

    Im Laufe der Zeit habe ich ein paar kleine Rituale entwickelt, die das Journaling effizient und nachhaltig machen:

  • Ich schreibe sofort – nicht erst nach stundenlangem Grübeln. Die ersten fünf Minuten sind oft die ehrlichsten.
  • Ich benutze Farben sparsam: Ein roter Strich für das Gefühl, ein grüner Punkt für die Handlung. Das erhöht die Übersicht.
  • Wenn es sehr emotional ist, setze ich eine Timer-App auf 10 Minuten. Das hilft, nicht zu verweilen und die Aufgabe als überschaubar zu halten.
  • Wenn ich unterwegs bin, nutze ich mein Handy-Notizen: kurz, knapp, später übertrage ich die wichtigsten Punkte ins Journal.
  • Wenn es nicht hilft — und was dann?

    Manchmal ist zehn Minuten Journaling nicht genug. Das akzeptiere ich inzwischen leichter. Wenn ich merke, dass die Emotionen tiefer sitzen, mache ich folgendes:

  • Ich plane eine längere Journaling-Session (30–60 Minuten) an einem ruhigen Abend.
  • Ich spreche mit einer vertrauten Person oder suche professionelle Unterstützung — Therapie oder Coaching ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstfürsorge.
  • Ich ergänze das Schreiben mit Körperarbeit: kurze Yoga-Sequenzen, Spaziergänge oder Atemübungen helfen, die emotionale Ladung zu regulieren.
  • Meine liebsten Fragen für spezielle Situationen

    Je nachdem, was los ist, greife ich zu speziellen Fragen-Sets:

    SituationFragen
    ÜberforderungWas darf heute weg? Welche Expectation kann ich reduzieren?
    Konflikt mit einer PersonWas glaube ich, dass die andere Person denkt? Was glaube ich, dass sie fühlt?
    SelbstkritikWelche Beweise gibt es für und gegen meine Selbstkritik? Was würde ich einer Freundin raten?

    Tools & Material, die ich gern nutze

    Ein schönes Werkzeug macht das Ritual noch angenehmer. Meine Empfehlungen:

  • Notizbücher von Leuchtturm1917 oder nachhaltige Hefte von Papier-Produzenten wie "Original Unverpackt".
  • Ein angenehender Stift — ich liebe den Pilot G-2 für flüssiges Schreiben.
  • Apps wie Day One oder einfache Notizen-Apps, wenn ich unterwegs bin.
  • Manchmal unterstütze ich mich mit Podcasts oder beruhigender Musik (z. B. Nils Frahm oder akustische Playlists auf Spotify), um in eine entspannte Stimmung zu kommen.
  • Journaling-Fragen sind kein Heilmittel gegen alle Gefühle — aber sie sind ein kraftvoller, schneller Weg, um Klarheit zu schaffen. In zehn Minuten kann ich oft den ersten Knoten lösen, eine Handlung definieren und mir selbst ein bisschen Raum schenken. Und das ist oft genau das, was ich brauche, um wieder durchzuatmen und weiterzugehen.

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